Max Beckmann
„Die Nacht“
Beschreibung
• Grafik zum gleichnamigen Gemälde aus dem selben Jahr
• Beckmann verschränkt persönliche Situation und politisches Geschehen
• Aus der bekannten Reihe „Die Hölle“
Was ist die Hölle?
Max Beckmann kennt den Text von Schopenhauer, liest ihn immer wieder … und erlebt ihn am eigenen Leib.
Als er 1918/19 sein Gemälde „Die Nacht“ malt und den dazu passenden Grafikzyklus „Die Hölle“ herausbringt, ist der Erste Weltkrieg gerade vorbei. In Compiègne wird ein Waffenstillstand geschlossen, die Materialschlachten und wahrgewordenen Alpträume in Schützengräben sind vorbei. Heute, über 100 Jahre später, klingt das wie ein Grund zur Freude. Doch die Realität ist eine andere: Im Deutschen Reich eskaliert die Situation bis zur Novemberrevolution 1919, Inflation und Not, Kriegsversehrte und Mittellose, Großstädte gleichen Bürgerkriegsgebieten, es gilt das Recht des Stärkeren. Die von vielen Intellektuellen, etwa Nietzsche und eben auch der von ihm beeinflusste Beckmann, erhoffte reinigende Wirkung des Krieges weicht der Erkenntnis, dass es im Krieg eben nur Verlierer gibt.
In diesem Klima schafft Max Beckmann „Die Hölle“, einen Grafikzyklus, der sein persönliches Erleben mit der gesellschaftlichen Situation verknüpft. Dabei sind die Bilder voll ikonografischer Tiefe, verschachteln sich inhaltlich ebenso wie visuell. Beckmann legt expressionistische, fast schon kubistische Räume an, verengt ins Klaustrophobische, drängt, zieht nach vorne.
In „Die Nacht“ werden wir Zeugen einer Szene größter Gewalt. Wir können nicht wegsehen, wirft uns der Künstler das Geschehen doch vor die Füße und zwingt uns zum Voyeur zu werden: In einer Wohnung werden die Bewohner bestialisch gefoltert. Ein Ehepaar, ein Kind sowie eine ältere Dame werden Spielzeuge für die sadistischen Ausfälle einer Gruppe Einbrecher, die hier quälen, vergewaltigen, entführen und schließlich morden.
Meisterhaft verbindet Beckmann dabei die auseinanderfallende Ehe und die daraus resultierenden Familienschwierigkeiten – die Opfer tragen die Gesichtszüge von Max, Minna und Peter Beckmann – mit politischen Aussagen. Nicht nur verweist er in der Szenerie zudem auf die leidvolle Situation im Reich, er macht außerdem die Schuldigen aus: So sind die Figuren der Verbrecher sowie der alten Dame Statthalter für das wilhelminische und reaktionäre Bürgertum, für die Kriegsversehrten und die Spartakisten (mit dem Gesicht Lenins).
Blatt 7 aus der insgesamt 11 Blatt umfassenden Mappe „Die Hölle“, herausgegeben von I. B. Neumann, Berlin.
Hofmaier 145 B (von B).
• Beckmann verschränkt persönliche Situation und politisches Geschehen
• Aus der bekannten Reihe „Die Hölle“
Was ist die Hölle?
Max Beckmann kennt den Text von Schopenhauer, liest ihn immer wieder … und erlebt ihn am eigenen Leib.
Als er 1918/19 sein Gemälde „Die Nacht“ malt und den dazu passenden Grafikzyklus „Die Hölle“ herausbringt, ist der Erste Weltkrieg gerade vorbei. In Compiègne wird ein Waffenstillstand geschlossen, die Materialschlachten und wahrgewordenen Alpträume in Schützengräben sind vorbei. Heute, über 100 Jahre später, klingt das wie ein Grund zur Freude. Doch die Realität ist eine andere: Im Deutschen Reich eskaliert die Situation bis zur Novemberrevolution 1919, Inflation und Not, Kriegsversehrte und Mittellose, Großstädte gleichen Bürgerkriegsgebieten, es gilt das Recht des Stärkeren. Die von vielen Intellektuellen, etwa Nietzsche und eben auch der von ihm beeinflusste Beckmann, erhoffte reinigende Wirkung des Krieges weicht der Erkenntnis, dass es im Krieg eben nur Verlierer gibt.
In diesem Klima schafft Max Beckmann „Die Hölle“, einen Grafikzyklus, der sein persönliches Erleben mit der gesellschaftlichen Situation verknüpft. Dabei sind die Bilder voll ikonografischer Tiefe, verschachteln sich inhaltlich ebenso wie visuell. Beckmann legt expressionistische, fast schon kubistische Räume an, verengt ins Klaustrophobische, drängt, zieht nach vorne.
In „Die Nacht“ werden wir Zeugen einer Szene größter Gewalt. Wir können nicht wegsehen, wirft uns der Künstler das Geschehen doch vor die Füße und zwingt uns zum Voyeur zu werden: In einer Wohnung werden die Bewohner bestialisch gefoltert. Ein Ehepaar, ein Kind sowie eine ältere Dame werden Spielzeuge für die sadistischen Ausfälle einer Gruppe Einbrecher, die hier quälen, vergewaltigen, entführen und schließlich morden.
Meisterhaft verbindet Beckmann dabei die auseinanderfallende Ehe und die daraus resultierenden Familienschwierigkeiten – die Opfer tragen die Gesichtszüge von Max, Minna und Peter Beckmann – mit politischen Aussagen. Nicht nur verweist er in der Szenerie zudem auf die leidvolle Situation im Reich, er macht außerdem die Schuldigen aus: So sind die Figuren der Verbrecher sowie der alten Dame Statthalter für das wilhelminische und reaktionäre Bürgertum, für die Kriegsversehrten und die Spartakisten (mit dem Gesicht Lenins).
Blatt 7 aus der insgesamt 11 Blatt umfassenden Mappe „Die Hölle“, herausgegeben von I. B. Neumann, Berlin.
Hofmaier 145 B (von B).