Paula Modersohn-Becker
Recto: Sitzendes Kind mit Buch auf dem Schoß – Verso: Tümpel mit Birkenstämmen
Descrizione
• Äußerst frühes Werk der bedeutenden Künstlerin
• Doppelseitige Arbeit mit Kinderporträt und Landschaftsdarstellung
• Mit Bestätigung durch Otto Modersohn
Dies ist kein Werk von Paula Modersohn-Becker.
Bevor Sie jetzt aber irritiert weiterblättern, warten Sie kurz, wir können das erklären:
1897/98 ist Paula Becker noch keine Modersohn-Becker. Sie ist noch nicht die Künstlerin, deren typische Bildsprache später so bekannt werden wird. Noch ist sie Paula Becker, eine junge Frau aus Dresden, die Malerei studiert. 1897 wird sie in die Malklasse der Damenakademie in Berlin zugelassen; dort malt sie zunächst primär Porträts. Ebenfalls 1897 ist sie im Sommer zum ersten Mal in Worpswede – die Eltern feiern dort ihre Silberhochzeit, und die junge Paula wird sich in die Landschaft nachhaltig verlieben. 1898 setzt Paula Becker dann einen längeren Aufenthalt in Worpswede durch. Zunächst geplant als kurze Studienreise zum Mitbegründer der dortigen Künstlerkolonie Fritz Mackensen, wird daraus eine intensivere und langzeitige Beschäftigung mit den Formen und Farben Worpswedes.
Im von uns angebotenen Werk zeigen sich die Entwicklung der jungen Künstlerin und die Einflüsse ihrer Studienorte Berlin und Worpswede: Recto ist ein junges Mädchen zu sehen. Uns heute unbekannt, sitzt es mit aufgeschlagenem Buch auf einem Stuhl und schaut zu uns rüber. Eine Idee von Lächeln kommt von der Malpappe, und fast ist es, als wüssten wir, wer uns da gegenübersitzt. Durch den dunkeltonigen Hintergrund strahlen die Farben und die Lebendigkeit der Dargestellten geradezu, die kindliche Lebendigkeit dominiert das altmeisterliche Dunkel. Wir sehen, wie die Malerin in ihrer Berliner Akademiezeit ganz im Sinne der Zeit Kunst lernt: Vom Dunklen zum Hellen baut sie das Bild auf; und als Studentin der sog. Damenakademie – an der „richtigen" Kunstakademie sind Studentinnen nicht zugelassen – steht ihr das Sujet des Kinderporträts zu.
Verso sehen wir hingegen keine Akademiezeit mehr, kein strenges Entlanghangeln an Regeln, „Bildwürdigkeit“ oder Formalismus. Hier malt Paula Becker einen, so unspektakulär es klingt, Tümpel. Mit den ihn umrahmenden Birkenstämmen scheint hier schon die spätere Bildsprache der Künstlerin durch. Deutlich ist der Einfluss Worpswedes auf Arbeitsweise und Malstil, die Landschaft wirkt ungleich flotter.
Beide Seiten überzeugen in ihrer eigenen Art, sind vollwertige Zeugnisse der Kunst Paula Beckers.
1901 verloben sich Otto Modersohn und die elf Jahre jüngere Paula. Der Kontakt hatte sich ab 1899 intensiviert, und nach dem Tod seiner Frau macht Otto Paula dann offiziell den Hof. Die Beziehung zum älteren Otto wird schwierig sein, immer wieder ist von einer möglichen Scheidung die Rede. Dass Paula Modersohn-Becker nicht nur „die Frau von“ wird, verdankt sie ihrer Entschlossenheit und Durchsetzungskraft – nicht indes ihrem Mann. Sie kann im männlich dominierten Kunstbetrieb des 20. Jahrhunderts Erfolge feiern und sich mit ihrem ganz eigenen Stil und Bildwelten etablieren. Was ihr Mann, der ebenfalls malende Otto Modersohn, vom hier angebotenen Doppelwerk hält, wird auf der Arbeit selbst deutlich: Er validiert 1915, also acht Jahre nach dem Tod Paulas, die Authentizität des Werkes, indem er diese auf der Seite des Tümpels handschriftlich vermerkt. Bemerkenswert ist dabei, dass er somit auch die Porträtseite zum Kunstwerk erklärt, die Landschaft indes zur beschriftbaren Rückseite degradiert.
Ob die junge Paula Becker dieser Interpretation ihres späteren Mannes zugestimmt hätte, bleibt offen.
Busch/Werner 7.
• Doppelseitige Arbeit mit Kinderporträt und Landschaftsdarstellung
• Mit Bestätigung durch Otto Modersohn
Dies ist kein Werk von Paula Modersohn-Becker.
Bevor Sie jetzt aber irritiert weiterblättern, warten Sie kurz, wir können das erklären:
1897/98 ist Paula Becker noch keine Modersohn-Becker. Sie ist noch nicht die Künstlerin, deren typische Bildsprache später so bekannt werden wird. Noch ist sie Paula Becker, eine junge Frau aus Dresden, die Malerei studiert. 1897 wird sie in die Malklasse der Damenakademie in Berlin zugelassen; dort malt sie zunächst primär Porträts. Ebenfalls 1897 ist sie im Sommer zum ersten Mal in Worpswede – die Eltern feiern dort ihre Silberhochzeit, und die junge Paula wird sich in die Landschaft nachhaltig verlieben. 1898 setzt Paula Becker dann einen längeren Aufenthalt in Worpswede durch. Zunächst geplant als kurze Studienreise zum Mitbegründer der dortigen Künstlerkolonie Fritz Mackensen, wird daraus eine intensivere und langzeitige Beschäftigung mit den Formen und Farben Worpswedes.
Im von uns angebotenen Werk zeigen sich die Entwicklung der jungen Künstlerin und die Einflüsse ihrer Studienorte Berlin und Worpswede: Recto ist ein junges Mädchen zu sehen. Uns heute unbekannt, sitzt es mit aufgeschlagenem Buch auf einem Stuhl und schaut zu uns rüber. Eine Idee von Lächeln kommt von der Malpappe, und fast ist es, als wüssten wir, wer uns da gegenübersitzt. Durch den dunkeltonigen Hintergrund strahlen die Farben und die Lebendigkeit der Dargestellten geradezu, die kindliche Lebendigkeit dominiert das altmeisterliche Dunkel. Wir sehen, wie die Malerin in ihrer Berliner Akademiezeit ganz im Sinne der Zeit Kunst lernt: Vom Dunklen zum Hellen baut sie das Bild auf; und als Studentin der sog. Damenakademie – an der „richtigen" Kunstakademie sind Studentinnen nicht zugelassen – steht ihr das Sujet des Kinderporträts zu.
Verso sehen wir hingegen keine Akademiezeit mehr, kein strenges Entlanghangeln an Regeln, „Bildwürdigkeit“ oder Formalismus. Hier malt Paula Becker einen, so unspektakulär es klingt, Tümpel. Mit den ihn umrahmenden Birkenstämmen scheint hier schon die spätere Bildsprache der Künstlerin durch. Deutlich ist der Einfluss Worpswedes auf Arbeitsweise und Malstil, die Landschaft wirkt ungleich flotter.
Beide Seiten überzeugen in ihrer eigenen Art, sind vollwertige Zeugnisse der Kunst Paula Beckers.
1901 verloben sich Otto Modersohn und die elf Jahre jüngere Paula. Der Kontakt hatte sich ab 1899 intensiviert, und nach dem Tod seiner Frau macht Otto Paula dann offiziell den Hof. Die Beziehung zum älteren Otto wird schwierig sein, immer wieder ist von einer möglichen Scheidung die Rede. Dass Paula Modersohn-Becker nicht nur „die Frau von“ wird, verdankt sie ihrer Entschlossenheit und Durchsetzungskraft – nicht indes ihrem Mann. Sie kann im männlich dominierten Kunstbetrieb des 20. Jahrhunderts Erfolge feiern und sich mit ihrem ganz eigenen Stil und Bildwelten etablieren. Was ihr Mann, der ebenfalls malende Otto Modersohn, vom hier angebotenen Doppelwerk hält, wird auf der Arbeit selbst deutlich: Er validiert 1915, also acht Jahre nach dem Tod Paulas, die Authentizität des Werkes, indem er diese auf der Seite des Tümpels handschriftlich vermerkt. Bemerkenswert ist dabei, dass er somit auch die Porträtseite zum Kunstwerk erklärt, die Landschaft indes zur beschriftbaren Rückseite degradiert.
Ob die junge Paula Becker dieser Interpretation ihres späteren Mannes zugestimmt hätte, bleibt offen.
Busch/Werner 7.