Pierre-Auguste Renoir
Femme au Coin du Poêle
Beschreibung
• Häusliche Szene in harmonischen Erdfarben, entstanden in Cagnes-sur-Mer
• Dargestellt ist wohl Gabrielle Renard, Renoirs bevorzugtes Modell nach 1900
• Aus der Sammlung Pierre Renoirs, Schauspieler und ältester ehelicher Sohn des Malers
Sehr wahrscheinlich handelt es sich bei unserem Porträt um Gabrielle Renard (1878–1959). Sie kommt 1894 als Fünfzehnjährige aus einem kleinen Dorf nach Paris, um als Haushaltshilfe und Kindermädchen für die Familie Renoir zu arbeiten. Sie wird über zwanzig Jahre in der Familie bleiben.
Renoir lehnt professionelle Modelle ab und bevorzugt natürliche, ungekünstelte Frauen. In Gabrielle Renard findet er die ideale Verkörperung seiner künstlerischen Vorstellungen: Ihre Haut „nahm das Licht auf“, ihr Körperbau entspricht seinem Ideal – anmutig, doch bodenständig – und ihre natürliche Ruhe verlieh seinen Bildern eine authentische, intime Atmosphäre (vgl. W. Gaunt, Renoir, Oxford 1982, S. 47). Schnell wird sie zu Renoirs bevorzugtem Modell. In über zweihundert Gemälden stellt er sie dar, als sorgende Venus, in erotischen Posen oder als generisches Frauenporträt. Als Renoir auf der Suche nach einem milden Klima zur Abhilfe gegen seine Arthritis 1907 endgültig nach Cagnes-sur-Mer zieht, begleitet Gabrielle Renard die Renoirs und wird gewissermaßen zum Familienmitglied. Sie verlässt erst 1914 den Haushalt Renoirs, kurz bevor sie den amerikanischen Maler Conrad Slade heiratet.
Besonders in Femme au coin du poêle spiegelt sich Renoirs Suche nach „innerer Schönheit im Alltäglichen“ wider. Er stellt die junge Frau beim Schüren des Feuers, also bei einer gewöhnlichen häuslichen Tätigkeit dar, doch das einfache Motiv verwandelt sich durch Renoirs Farbmagie in eine Szene stiller Erhabenheit. Die warmen Reflexe des Ofens, das matte Glühen der Flamme und der zarte Glanz von Gabrielles rosa Bluse und weißem Rock erzeugen ein harmonisches Spiel von Licht und Materialität. Diese Komposition verbindet die Intimität des häuslichen Realismus mit der malerischen Raffinesse seiner mondäneren Porträts aus den 1890er Jahren. Hier verwandelt er eine beständige, häusliche Szene ins Zeitlose. Der Alltag wird Kunst.
Renoir sagt dazu: „Ich mag Malerei am liebsten, wenn sie ewig wirkt, ohne damit zu prahlen – eine alltägliche Ewigkeit, die sich an der Straßenecke offenbart: eine Dienstmagd, die beim Schrubben eines Topfes einen Moment innehält und zu einer Juno auf dem Olymp wird.“ (J. Renoir, Renoir, My Father, Boston, 1958, S. 233).
Dauberville V, 4137.
Mit einer Expertise vom Wildenstein Institute, Paris, vom 1.4.2005.
Literatur
Bernheim-Jeune (Hrsg.), L’Atelier de Renoir, Paris 1931, Bd. II, Nr. 443, Tafel 143. Ausstellung Exposition Renoir au profit de l’Orphelinat des arts, Galerie André Weil, Paris 1948; Renoir, Royal Scottish Academy, Edinburgh 1953, Kat.-Nr. 23; Renoir. An Exhibition of Paintings from European Collections in Aid of the Renoir Foundation, Marlborough Fine Art, London 1956, Kat.-Nr. 43, verso auf dem Keilrahmen mit dem Etikett; A Great Period of French Painting, Marlborough Fine Art, London, Kat.-Nr. 33, Abb.; Collection David et Ezra Nahmad: Impressionisme et Audaces du XIXe siècle, Musée Paul Valéry, Sète 2013, Kat.-Nr. 31, Abb. 253 S. 117; William J. Glackens and Pierre-Auguste Renoir: Affinities and Distinctions, NSU Art Museum, Fort Lauderdale 2018/19, Kat.-Nr. 31, Abb. S. 90; William J. Glackens and Pierre-Auguste Renoir: Affinities and Distinctions, Hunter Museum of American Art, Chattanooga 2019, Kat.-Nr. 31, Abb. S. 90.
• Dargestellt ist wohl Gabrielle Renard, Renoirs bevorzugtes Modell nach 1900
• Aus der Sammlung Pierre Renoirs, Schauspieler und ältester ehelicher Sohn des Malers
Sehr wahrscheinlich handelt es sich bei unserem Porträt um Gabrielle Renard (1878–1959). Sie kommt 1894 als Fünfzehnjährige aus einem kleinen Dorf nach Paris, um als Haushaltshilfe und Kindermädchen für die Familie Renoir zu arbeiten. Sie wird über zwanzig Jahre in der Familie bleiben.
Renoir lehnt professionelle Modelle ab und bevorzugt natürliche, ungekünstelte Frauen. In Gabrielle Renard findet er die ideale Verkörperung seiner künstlerischen Vorstellungen: Ihre Haut „nahm das Licht auf“, ihr Körperbau entspricht seinem Ideal – anmutig, doch bodenständig – und ihre natürliche Ruhe verlieh seinen Bildern eine authentische, intime Atmosphäre (vgl. W. Gaunt, Renoir, Oxford 1982, S. 47). Schnell wird sie zu Renoirs bevorzugtem Modell. In über zweihundert Gemälden stellt er sie dar, als sorgende Venus, in erotischen Posen oder als generisches Frauenporträt. Als Renoir auf der Suche nach einem milden Klima zur Abhilfe gegen seine Arthritis 1907 endgültig nach Cagnes-sur-Mer zieht, begleitet Gabrielle Renard die Renoirs und wird gewissermaßen zum Familienmitglied. Sie verlässt erst 1914 den Haushalt Renoirs, kurz bevor sie den amerikanischen Maler Conrad Slade heiratet.
Besonders in Femme au coin du poêle spiegelt sich Renoirs Suche nach „innerer Schönheit im Alltäglichen“ wider. Er stellt die junge Frau beim Schüren des Feuers, also bei einer gewöhnlichen häuslichen Tätigkeit dar, doch das einfache Motiv verwandelt sich durch Renoirs Farbmagie in eine Szene stiller Erhabenheit. Die warmen Reflexe des Ofens, das matte Glühen der Flamme und der zarte Glanz von Gabrielles rosa Bluse und weißem Rock erzeugen ein harmonisches Spiel von Licht und Materialität. Diese Komposition verbindet die Intimität des häuslichen Realismus mit der malerischen Raffinesse seiner mondäneren Porträts aus den 1890er Jahren. Hier verwandelt er eine beständige, häusliche Szene ins Zeitlose. Der Alltag wird Kunst.
Renoir sagt dazu: „Ich mag Malerei am liebsten, wenn sie ewig wirkt, ohne damit zu prahlen – eine alltägliche Ewigkeit, die sich an der Straßenecke offenbart: eine Dienstmagd, die beim Schrubben eines Topfes einen Moment innehält und zu einer Juno auf dem Olymp wird.“ (J. Renoir, Renoir, My Father, Boston, 1958, S. 233).
Dauberville V, 4137.
Mit einer Expertise vom Wildenstein Institute, Paris, vom 1.4.2005.
Literatur
Bernheim-Jeune (Hrsg.), L’Atelier de Renoir, Paris 1931, Bd. II, Nr. 443, Tafel 143. Ausstellung Exposition Renoir au profit de l’Orphelinat des arts, Galerie André Weil, Paris 1948; Renoir, Royal Scottish Academy, Edinburgh 1953, Kat.-Nr. 23; Renoir. An Exhibition of Paintings from European Collections in Aid of the Renoir Foundation, Marlborough Fine Art, London 1956, Kat.-Nr. 43, verso auf dem Keilrahmen mit dem Etikett; A Great Period of French Painting, Marlborough Fine Art, London, Kat.-Nr. 33, Abb.; Collection David et Ezra Nahmad: Impressionisme et Audaces du XIXe siècle, Musée Paul Valéry, Sète 2013, Kat.-Nr. 31, Abb. 253 S. 117; William J. Glackens and Pierre-Auguste Renoir: Affinities and Distinctions, NSU Art Museum, Fort Lauderdale 2018/19, Kat.-Nr. 31, Abb. S. 90; William J. Glackens and Pierre-Auguste Renoir: Affinities and Distinctions, Hunter Museum of American Art, Chattanooga 2019, Kat.-Nr. 31, Abb. S. 90.