Fritz von Uhde
„Stille Nacht, heilige Nacht“
Beschreibung
„Wie es von den Kerzen des Weihnachtsbaums durch des Künstlers Wohnzimmer strahlt, wo die Töchter am Klavier, das die eine spielt, dem Vater ‚Stille Nacht, heilige Nacht‘ vorsingen. Und der Künstler lässt, um die Sache luminaristisch recht interessant zu machen, dieses Kerzenlicht mit dem Lichte zweier großer Lampen sich streiten.“ So beschrieb der Biograf Hans Rosenhagen 1908 jene Szene, die Fritz von Uhde zwischen den Jahren 1902/03 festhielt. Unmittelbar nach seiner Fertigstellung wurde das großformatige Gemälde in der Ausstellung der Münchner Secession präsentiert und fand dort sogleich einen Käufer, vermutlich den Koblenzer Industriellen Carl Spaeter.
Das traute Familienleben, das noch immer um seine inzwischen erwachsenen Töchter kreiste, war für Uhde eine unerschöpfliche Inspirationsquelle. Er malte sie bei der Handarbeit, beim Lesen oder beim Müßiggang in der schattigen Laube des Landhauses in Percha. So entstanden in dieser Zeit auch vielfache Variationen, die sie bei der abendlichen Hausmusik zeigen. Diese Darstellungen kulminieren in diesem Hauptwerk. Besonders interessant ist die virtuose Lichtführung, bei der das warme, flackernde Kerzenlicht des Weihnachtsbaumes mit dem kühleren Schein der Lampen auf dem Klavier konkurriert. Die Pinselschrift zeugt von einer malerischen Freiheit; die teils ineinanderlaufenden Farbflächen erreichen eine beinahe aquarellhafte Qualität, wie sie für Uhdes reifen Stil so charakteristisch werden sollte.