Franz Roubaud

Kaukasischer Reiter, den Feind verfolgend
Lot ID
Los 34
Artist
Franz Roubaud
Additional Description
Öl auf Leinwand. 81 x 54,2 cm. Signiert unten links. Gerahmt.
Period
(1856 Odessa - München 1928)
Technique
Gemälde
Provenance
Privatsammlung, Bayern.
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Beschreibung
Franz Roubaud war ein europäischer Maler, ein Künstler, der zwischen Ost und West pendelte, gleichzeitig in Deutschland und in Russland tätig war. Es ist eine charakteristische Künstlerkarriere in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, als der künstlerische Austausch zwischen Ost und West selbstverständlich war. Man muss sich dies angesichts der heutigen Situation immer wieder in Erinnerung rufen, in der ein solcher Austausch zwischen den Kulturen unmöglich geworden ist. Aus einer südfranzösischen Familie stammend und in Odessa in der heutigen Ukraine geboren, hat Roubaud sich nach erstem Zeichenunterricht in seiner Heimatstadt 1878 an der Münchner Akademie eingeschrieben, wo er bei Otto Seitz und Wilhelm von Diez studierte und ihm Carl von Piloty Fleiß und Talent bescheinigte. Roubaud konnte dort aber nicht für seinen Lebensunterhalt aufkommen, weshalb er nach Odessa als Zeichenlehrer zurückkehrte, aber Ende 1881 nach einem Aufenthalt in Frankreich wieder nach München kam, wo er privaten Unterricht bei dem Schlachtenmaler Josef von Brandt nahm. Damit war der künstlerische Weg Roubauds vorgezeichnet, der sich nun dauerhaft in München niederließ und sich u. a. als Maler von Schlachten im Kaukasus etablierte. Zu seinen Bewunderern gehörten neben Prinzregent Luitpold von Bayern auch die Zaren Alexander III. und Nikolai II., in deren Auftrag er die extra für Roubauds Gemälde erbaute Ruhmeshalle in Tiflis seit Mitte der 1880er Jahre mit Schlachtengemälden ausstattete. Auch drei riesige Panoramen mit Schlachten aus der jüngeren russischen Geschichte – die Erstürmung der Bergfeste Achulgho 1859, die Verteidigung von Sewastopol 1854/55 auf der Krim und die Schlacht von Borodino 1812 - wurden vom russischen Kaiserhaus angekauft, mit denen Russland die Eroberungen während des Kaukasuskrieges (1817-1864) und die Vertreibung der dort lebenden Völker bildlich legitimierte. Sie erlangten in Russland eine besondere Popularität und verhalfen Roubaud zu internationaler Reputation. An den Panoramen hatte Roubaud eine extrem nahsichtige, realistische Darstellungsweise entwickelt, die an das „Cinemascope“- Format der heutigen Kinos erinnert. Es bestimmt auch unser Gemälde - ein Dorf ist überfallen worden, es brennt und über ihm steigt Rauch auf, der sich im dunstigen Himmel verliert, doch hat ein Trupp von Kaukasiern die Verfolgung des Feindes aufgenommen. Kühn prescht ein Kaukasier in vollem Ornat auf seinem Schimmel voraus, das Gewehr in der Rechten bereithaltend und mit konzentriertem Blick die Verfolgung des Feindes aufnehmend. Er stellt dem Feind als erster nach, den seine Truppe in die Flucht geschlagen hat – sie ist noch dabei sich zu sammeln, hinter ihm folgen der Standartenträger und weitere Reiter, während links ein Reiter mit seinem Pferd zusammenbricht. Alle malerische Aufmerksamkeit ist aber auf den vorpreschenden Reiter gerichtet - gleißendes Licht kontrastiert mit dem dunklen Schlagschatten, den der Reiter wirft; auf dem kargen steinigen Untergrund wirbelt er Staub auf, während nach hinten die Szenerie im Dunst verschwimmt, aus dem Roubaud mit breitem Pinsel einzelne Reiter und die Silhouette der brennenden Stadt herausarbeitet. Nicht nur der Reiter ist in Bewegung, breite Pinselstriche erzeugen eine flirrende, wilde Farbigkeit, die das ganze Bild in Bewegung setzt. Es ist dieses rasante Geschehen der Schlacht, wie der Reiter mit hoher Geschwindigkeit auf den Betrachter zustürmt, er gleichsam in die Schlacht hingezogen wird, die den Betrachter noch heute in Atem hält. Diese Art der effektvollen, realistischen Inszenierung traf den Geschmack des zeitgenössischen Publikums – es konnte das Schlachtengeschehen aus sicherer Entfernung betrachten, gleichzeitig war es aber auch dabei. Die zeitgenössische Publizistik rühmte diese realistische Schilderung als „ächt orientalisches Gepräge“, das den Eindruck „des Selbstgeschauten namentlich in flotten Reitertypen gibt“ (Freisinger Tagblatt, 19. Januar 1886). Dr. Peter Prange Wir danken Dr. Olga Sugrobova-Roth für die Bestätigung der Authentizität auf Grundlage einer hochauflösenden digitalen Fotografie (E-Mail vom 2.7.2025). Sie wird das Gemälde in das digitale Addendum des Catalogue Raisonné aufnehmen.