Honoré Daumier
Trois Personnages (Composition)
Beschreibung
Honoré Daumier gilt als einer der engagiertesten Chronisten seiner Epoche. Bekannt für seine sozialkritischen Bildsatiren, kommentiert Daumier in seinen Werken, mit einer messerscharfen Beobachtungsgabe ausgestattet, das soziale Gefüge, politische Machenschaften und nicht selten das Dasein bizarrer, im Spießbürgertum verhafteter Gestalten: der Kunstliebhaber, der eigenbrötlerische Dandy, der seine Klienten schamlos ausnützende Advokat, der „Petit Bourgeois“ beim ganztägigen Flanieren. Baudelaire hielt Daumier für einen der besten Karikaturisten, aber auch für eine wichtige Stimme in der modernen Malerei. In der Tat war er einer der ersten Maler, der Szenen des alltäglichen Paris wie die schuftende Arbeiterklasse, überfüllte Dritte-Klasse-Waggons, aber auch häusliche Szenen, zu Bildthemen erklärte. Diese waren im Gegensatz zu seinen Lithografien meist nicht von den tagesaktuellen und politischen Ereignissen beeinflusst.
Die vorliegende Komposition um drei Schulter an Schulter hintereinander gestaffelte Figuren bleibt rätselhaft. Aus dem dunkeltonigen, mit groben Pinselstrichen aufgetragenen Hintergrund, gehen die Figuren hervor. Ist die Gestalt rechts nur als Schemen erkennbar, ist der Mann in der Mitte klar umrissen, die nackte Frauengestalt daneben schon fast überbeleuchtet und auf die bloße Kontur reduziert. Die Szene könnte sich im Atelier, aber ebensogut auf der Theaterbühne abspielen.
Daumier hatte sich seit den 1830er Jahren als Nebenerwerb zu seinen Karikaturen immer wieder der Malerei gewidmet. Als er 1860 von der Redaktion der Zeitschrift Le Charivari gekündigt wurde, wandte er sich dieser verstärkt zu. Obwohl er seine Gemälde in akademischer Weise mit zahlreichen Vorstudien vorbereitete, fiel ihm das definitive Beiseitelegen der Bilder schwer. Als Manifestation unverfälschter Kunst entsprach ihm die spontane, Emotionen evozierende Ölskizze, wie von der vorliegenden Arbeit eindrücklich unter Beweis gestellt.