Bartolomeo Cavarozzi
Madonna mit Kind
Descrizione
Bei diesem Madonnenbild handelt es sich, wie Prof. Gianni Papi darlegt, um eine bedeutende Wiederentdeckung in Œuvre Bartolomeo Cavarozzis. So befindet sich auf der Rückseite der Leinwand neben der Inschrift „Bs Cs Pt“ (Bartolomeo Cavarozzi Pinxit) das Wappen der Adelsfamilie Crescenzi – drei in Pyramidenform angeordnete Halbmonde.
Cavarozzi, der oft auch Bartolomeo de' Crescenzi genannt wurde, lebte und arbeitete über viele Jahre im Palazzo der Familie Crescenzi, nahe dem Pantheon. Als Protegé des Marchese Giovan Battista Crescenzi (1577–1635), einem Architekten und Maler des Frühbarock, reiste er im Sommer 1617 zusammen mit diesem für ein Jahr von Genua nach Spanien, um dort die Arbeiten am Escorial zu unterstützen. Das Wappen auf der Rückseite unseres Bildes zeigt, dass die Ausführung des Gemäldes innerhalb dieser Patronage erfolgte und belegt die Zugehörigkeit des Bildes zu den Crescenzi–Sammlungen.
Das vorliegende Werk lässt sich laut Papi in eine entscheidende Übergangsphase des Künstlers um 1612 datieren. Es steht am Beginn jener stilistischen Wende, die der Biograf Giovanni Baglione als „cangìo gusto“ (Änderung des Geschmacks) beschrieb, mit dem sich Cavarozzi von seinen manieristischen Anfängen unter Cristoforo Roncalli löste. Das fahle Licht, das von links oben auf Mutter und Kind einfällt, modelliert die Figuren scharf vor einem dunklen undefinierten Hintergrund – ein klares Charakteristikum der Malerei Caravaggios, dessen Malstil und neuartiger, realistischen Bildgestaltung er ab 1610 folgte.Gleichwohl zeige das Werk, so Papi, im Vergleich zu späteren Bildschöpfungen des Künstlers eine gewisse qualitative Sprödigkeit („acerbità“), die auf eine frühe Entstehung hindeute. Dies werde besonders im Antlitz der Jungfrau und in der Behandlung der Gewänder deutlich, die noch nicht die vollendete Meisterschaft und den malerischen Schmelz späterer Werke aufweisen.
Mit einem Gutachten von Prof. Gianni Papi, Florenz, vom 9.12.2019 (in Kopie).